Nur wenn du einen Menschen liebst, kann dich ein Mensch verletzen.
Wenn er das nicht tut, dann hat er deine Liebe verdient.
Du hast mich einmal von dir gestoßen, danach habe ich dich nie wieder gesehen. Und obwohl du das getan hast, konnte ich dich nicht hassen.
Du hast mich verlassen, doch ich liebe dich noch immer.
Du hast mich von dir gestoßen, aber ich vermisse dich.
An diesem Tag wollten wir gemeinsam ausgehen und ich hatte mir fest vorgenommen, dir endlich zu sagen, was ich schon seit langer Zeit für dich fühlte. Wir hatten einen wunderbaren Tag, waren überall und doch zusammen. Abends, als die Zeit der Wahrheit für mich näher rückte, gingen wir auf die Brücke, unsere Brücke. Der Autolärm gehörte zu ihr, wie die Hintergrundmusik für einen Film, denn das Panorama vor uns, wie die Sonne im Meer versank, machte den Autolärm wett. Zögernd blickte ich zu dir, du warst noch von dem Sonnenuntergang gefesselt. Endlich ergriff ich deine Hand und blickte dir in die Augen, als du dich mir zuwendest.
Du hast mich verlassen, doch ich liebe dich noch immer.
Du hast mich von dir gestoßen, aber ich vermisse dich.
Ich wusste nicht, was ich sagen wollte, die Worte ließen sich nicht finden, aber dann brachte ich es endlich heraus. „Ich… liebe dich.“ Fast als hättest du nur darauf gewartet, legtest du deine Hände um meinen Hals und küsstest mich. Wir versanken ineinander und vergaßen die Welt um uns herum, bis du dich wieder von mir löstest und an mir vorbeisahst. Deine Augen wurden groß und du nahmst deine Hände von meiner Schulter.
Du hast mich verlassen, doch ich liebe dich noch immer.
Du hast mich von dir gestoßen, aber ich vermisse dich.
Deine Hände legten sich jetzt sanft auf meine Brust und für einen Augenblick war ich froh, dass ich gestern noch im Fitnesscenter war, aber dann drücktest du mich von dir weg, so stark, dass ich nach hinten fiel. Verdattert sah ich dich an. Du legtest das friedlichste Lächeln, das ich je gesehen habe auf dein Gesicht und in diesem Moment sahst du aus, wie ein Engel, hinabgestiegen, um den Frieden zu bringen. Dann riss das Auto dich mit.
Du hast mich verlassen, und doch ich liebe dich.
Du hast mich von dir gestoßen, um mich zu retten.
Nun bin ich wieder hier, an diesem Platz, der dir dein Leben nahm. Erneut bahnen sich Tränen ihren Weg über mein Gesicht, aber ich wische sie nicht weg. Mittlerweile weiß ich, was ich zu tun habe. Ich klettere über die Absperrung und stehe jetzt dicht vor dem Abgrund. Der Fluss, das letzte, was uns noch trennt, fließt träge unter mir entlang und ich weiß; nur ein Schritt noch, und wir sind wieder vereint. Mein Fuß ragt bereits über die Kante, doch etwas hält mich auf. Mir ist, als würde deine Hand sich wieder auf meine Brust legen, mich vom Abgrund wegzudrängen versuchen, doch ich gebe nicht nach. Dieses Mal nicht. Ich steige durch deine Hände hindurch und lasse mich vom Wind tragen.
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