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  1. #1
    Avatar von Chichi
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    Welcome to Reality

    Hier eine meiner Kurzgeschichten... Viel Spaß.

    Sie drehte den Schlüssel herum und die Tür öffnete sich mit einem leisen klicken. Vorsichtig trat sie ein. Durch die Glastür die den Blick zum Esszimmer frei gab entdeckte sie ihre Mutter. Wie so oft saß letztere an dem langen Tisch und las in einem Buch. Sie musste das Buch nicht sehen um zu wissen, worin die rothaarige Frau blätterte. Immer öfter griff die ratlose Mutter, in der letzten Zeit, nach dem Ratgeber, der für ihres gleichen geschrieben wurde. Langsam schlich sie sich vorbei und ging schritt für schritt die Treppe rauf. Als könnte man meine Gefühle in Worte stecken und zwischen zwei schweren Deckeln einklemen., dachte sie wie schon so oft. Wieso machte ihre Mutter sich überhaupt die Mühe? Sie wollte es nicht sehen. Als sich ihr Fuß auf die letzte Treppenstufe setzte, gab diese ein lautes knarzen von sich. Sie hielt inne. Lauschte. Dann vernahm sie wie ihre Mutter knatternd den Stuhl zurück schob und nach ihr rief.
    Ein Name. War es ihrer? Nein, es war nur eine Anreihung von Buchstaben, die sie an die Gesellschaft fesselten. Ohne auf den Ruf der Mutter zu hören, eielte sie in ihr Zimmer, wobei die Tür mit einem Knall hinter ihr zufiel. Die Dame in der unteren Etage wusste nun, dass ihre Tochter zuhause war. Diese wiederum erhoffte sich dadurch jeglicher Konversation zu entgehen. Nichts sollte sie aus ihrer kleinen Welt reißen, die ihre Gefühle um sie herum gemalt hatten.

    Am Abend klopfte es an ihre Zimmertür. Bevor auch nur ein laut der Zustimmung über ihre Lippen kam, öffnete sich das riesige Brett und ließ den Blick auf ein kleines rothaariges Mädchen frei. “Du sollst runter kommen, das Essen ist fertig!”, rief das gerade einmal zehn jährige Mädchen ihr zu. Sie hasste die Art, wie ihre Schwester dies sagte. Doch sie wollte es nicht sehen. Schreien, ja, das hätte sie gerne getan. Gesagt, dass sie still sein soll und gefälligst auf eine Genehmigung zum Eintreten zu warten hat. Doch was würde dies ändern? Das kleine Mädchen würde es ohne hin wieder tun und vermutlich würde SIE auch noch dafür ausgeschimpft werden, zu einer solch lauten Art der Zurechtweisung zu greifen.
    Als sie das Esszimmer betrat saß ihr Vater bereits neben ihrer Mutter am Tisch und der kleine nervige Rotschopf hechtete auf den Stuhl der normalerweise ihrer großen Schwester zugeteilt war. Sie blieb stehen und sah zu ihren Eltern. Ihre Mutter war noch dabei eine Schleife um ein hübsches blaues Geschenk zu binden. Keiner würde etwas gegen die Dreistigkeit des kleinen Mädchens tun. Aber war dies überhaupt wichtig? Ich will es nicht sehen. Ein Schlucken. Sie würde sich einfach auf einem anderen Stuhl niederlassen. “Ah, da du gerade stehst könntest du mir vielleicht die Schere aus der Küche reichen?” Sie sah zu der Frau. Die Schleife war fertig, doch das Band war auf der einen Seite ein wenig zu lang. Es war nicht weiter schlimm. Man hätte es einfach dabei belassen können. Der gierige Perfektionismus, der hinter der Frage stand, widerte sie an. Ich will es nicht sehen. Sie lächelte und holte das große, silberne Schneidegerät. Es ging sie nichts an. Es war nicht ihr Geschenk. Sie sollte ihre Mutter einfach machen lassen. Das Metall glänzte im Schein der Lampe. Ihr schoss ein Gedanke durch den Kopf. Sie könnte einfach los rennen und zustechen. Zu sehen wie sich die Spitze immer tiefer in das blutgetränkte Fleisch stürzte.
    Die Länge war korrigiert. Ich will es nicht sehen! Die Schere lag neben dem Brotkorb. Alle fingen fröhlich an zu essen. Das Licht der Lampe reichte nicht bis zu ihr. Sie sah zu den anderen hinüber. Zu ihnen ins Licht. Ihr Vater sagte etwas um sie zu necken, doch sie reagierte gar nicht darauf. Ihre Mutter gab eine weitere Bemerkung dazu ab. Sie schluckte. Ich sehe es nicht…! Ich darf es nicht sehen! Dann drehte sich ihre Schwester zu ihr herum und sagte etwas. Sie hörte gar nicht die Worte. Nur die Bedeutung sickerte zu ihr durch. Nein, hör auf! Sprich nicht wie sie! Ihre Mutter lachte, mit weit aufgerissenem Mund. Ihr Vater lachte laut. ihre Schwester lachte. Sie starrte das kleine Mädchen an, welches gerade mal zehn Jahre gelebt hatte. Du hast doch alle Chancen! Du bist noch so jung! Warum musst du dich genauso lächerlich benehmen, wie diese armeseligen Kreaturen, die sich krampfhaft an den Rettungsring mit der Aufschrift “Normalität” klammern?! Der Rotschopf sah sie mit seinen großen Augen an. War etwas verdattert über den starrenden Blick ihrer Schwester. Verlegenheit zog auf und das Mädchen lächelte unbeholfen. Sie sah weg. Ich will es nicht sehen! Sie biss von ihrem Käsebrot ab auch wenn es bereits jeglichen Geschmack verloren hatte. Es ist zu spät. Sie zwang sich zu Schlucken. Nein! Ich will es nicht sehen! Ich hasse es! Sie biss die Zähne zusammen. Die drei Personen im Licht, redeten über das Wetter der letzten Tage. Welch ein abartiges Cliché! Hört auf! Benehmt euch nicht so verdorben! Sie griff mit voller Verzweiflung neben sich. Holte aus. Dann bohrte sich die Schere mitten in ihr Auge. Blut spritzte auf ihr Käsebrot. Sie schrie! Zog die Schere wieder heraus. Ihre Erzeuger sprangen auf! Ihre Schwester rief, doch bevor jemand etwas unternehmen konnte, stieß sie das spitze Metall bereits in ihr anderes Auge! Durch den Augapfel bis hin zum Sehnerv, suchte sich die blutgetränkte Schere ihren Weg. Es tat weh. Sie schrie und konnte nicht aufhören! ihr Körper zuckte wild umher! Die Qualen ließen sie taub werden, doch der unerträgliche Schmerz brachte sie einer Realität näher, die ihr Leid mindern sollte. Ich will es nicht sehen! Ich bin nicht wie ihr. Ich gehöre nicht hier hin.

    Das Käsebrot schmeckte nach nichts. Sie schluckte es verkrampft hinunter und als sie erneut dem Smalltalk ihrer Familie lauschte, konnte sie ein bitteres Lächeln nicht verbergen. Sie sah zur Schere hinüber und dachte ganz bei sich: Warum kann ich es nicht einfach tun…? Warum bin ich so jämmerlich schwach? Sie schluckte, das schreckliche Gefühl der Realität erneut herunter und die Jahre vergingen, bis sie eines Tages alt und reumütig starb.

  2. Nach oben    #2
    Avatar von Sakuya
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    krank.. gestört..
    ich mags

    deine schreibart gefällt mir sehr gut, besonders wie du es beschreibst..
    am ende dachte ich "wtf"..
    aber i-wie... i-was stört mich am ende, ich wieß nurnicht was...
    aber.. schreib mehr so Geschichten

  3. Nach oben    #3
    Avatar von Chichi
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    Danke^^
    Genau das störendende ist das schönste finde ich... diese Unzufriedenheit die dem Leser bleibt... ♥ Halt Reality

  4. Nach oben    #4
    Avatar von Sakuya
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    schreibst du bitte mehr? ^//^

  5. Nach oben    #5
    Avatar von Chichi
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    ich hab' schon drei weitere Geschichten hochgeladen

  6. Nach oben    #6
    Avatar von Sakuya
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    Supi.. Was haelst Du von ein Thema wo du alles rein postest?

  7. Nach oben    #7
    Avatar von Chichi
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    oh ja ^^" daran hab' ich i-wie nicht gedacht... ha...haha..... -.-" Mist!
    Egal, nächstes Mal

  8. Nach oben    #8
    Avatar von Sakuya
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    Ich freu mich auf mehr!!


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