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  1. #1
    Avatar von ArminOssi
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    Politik in Deutschland?

    ich wollte mal fragen wie ihr mit der Politik hier zurecht kommt und ob ihr findet das das ganze gerecht ist? und fair abläuft.

  2. Nach oben    #2
    Avatar von T.K.
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    Also Gerecht ist schonmal das falsche Adjektiv, Politik kann niemals für alle Gerecht sein^^
    Was meinst damit? Fair gegenüber gesellschaftsschichten? Migranten? Was meinst denn wer benachteiligt ist?

    Meine Meinung zu unsrer lieben CDU Regierung ist dass sie wenig Falsch machen und garnichts richtig, meistens allgemein garnichts

    Ich mein was fällt einem so ein: BND Überwachung, Griechenland, Herdprämie, gescheiterte Militärprojekte, Ende der Wehrpflicht, geringe Steuern für Hoteliers, Merkels Handy wird Überwacht und es soll eine Autobahnmaut kommen...

    Ich glaube die wurden nur wiedergewählt weil die andern Parteien noch schlimmer waren...

  3. Nach oben    #3
    Avatar von Ness
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    Falsche Parteien sind an der Spitze, die alten Menschen wählen CDU und SPD
    Piraten wählt kaum einer und die die angesprochen sind können noch nicht
    NPD zu wenig Stimmen dann würde Deutschland mal wieder aufgeräumt... Nich so wie der Herr Onkel Addi das gemacht hat sondern einfach Deutsche bei der Wahl der Azubis oder Angestellten bevorzugen, Ausländer höhere Steuern zahlen lassen und alle Ausländer die noch nicht mind. 25 Jahre hier sind und nicht perfekt Deutsch sprechen kein Hartz 4 beantragen lassen. Damit die mal merken dass deutsche Fachkräfte deswegen auswandern, weil in Deutschland Ausländer bevorzugt werden um nicht intolerant zu wirken...
    Außerdem hasse ich die Intoleranz Deutschlands gegenüber Randgruppen... Man soll tragen dürfen was man will, wer schief guckt is ne Beleidigung für den deutschen Nationalstolz und -Staat -.-
    Meine Meinung

  4. Nach oben    #4
    Avatar von Filzlaus
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    Zitat Zitat von Ness Beitrag anzeigen
    NPD zu wenig Stimmen dann würde Deutschland mal wieder aufgeräumt... Nich so wie der Herr Onkel Addi das gemacht hat sondern einfach Deutsche bei der Wahl der Azubis oder Angestellten bevorzugen, Ausländer höhere Steuern zahlen lassen
    Außerdem hasse ich die Intoleranz Deutschlands gegenüber Randgruppen...
    hahahaha Ich bin wirklich geschockt über so viel bullshit.

  5. Nach oben    #5
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    Zitat Zitat von Filzlaus Beitrag anzeigen
    hahahaha Ich bin wirklich geschockt über so viel bullshit.
    Da sind wir uns ja mal einer Meinung

    ___

    Meine Meinung zu unserer Politik ist, einiges läuft hier echt Scheiße, aber es könnte auch viel schlimmer sein, ich denke es gibt genug Bsp die jeden sofort von alleine einfallen... ^^ Also bin ich an sich recht Zufrieden so wie es hier läuft

  6. Nach oben    #6
    Avatar von Filzlaus
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    Was ist das überhaupt für ein Gelaber? Ich hab diese Sachen noch nie im Wahlprogramm der NPD gelesen.
    Dann widerspricht sie sich noch zum Thema Toleranz.
    Diese Fakten find ich auch witzig " alten Menschen wählen CDU und SPD".
    made my day

  7. Nach oben    #7
    Avatar von T.K.
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    Ist aber echt Fakt, alte Menschen wählen hauptsächlich die Großen Parteien CDU,CSU,SPD und Linke, manchmal auch Violett^^

    Ich kenn aber auch genug leuts die mit 18 erstmal Mutti wählen gehn, weil sie ja so ne tolle Kanzlerin ist und sie ja nie was falsch gemacht hat...

  8. Nach oben    #8
    Avatar von Lupo
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    Das Problem fängt damit an, dass Deutschland und dessen Bürger extremen Kapitalismus praktizieren. Würde da nur ein minimales Umdenken auf beiden Seiten stattfinden, wären auch einige Sachen ganz anders.

    Aber das passiert wohl erst, wenn das Kilo Brot 67,80 und ein halbes Pfund Butter 29,90 kosten. Erst dann wird der Pöbel auch wieder auf die Straße gehen und seinen Unmut kundtun.

    Aber weil solche Sachen ja öfters stattfinden (auch in anderen Ländern), wissen wir ja wie das in der Folge abläuft. Die Aufstände werden von den Behörden mit Gewalt zerschlagen und Massenverhaftungen durchgeführt. Danach läuft alles wieder ganz normal ab und der Pöbel frisst weiterhin die Scheisse, die ihm der Staat auf den Teller legt. Bis es irgendwann mal richtig knallt.

    Leute, wo ist da der Unterschied zu China, Nordkorea, Iran usw., usw.?

    Überall auf der Welt gilt die Devise: Hast du nichts, bist du nichts. Egal ob im Kapitalismus oder Kommunismus, egal ob Demokratie oder Diktatur....

    Und leider wird das Volk heutzutage (egal wo auf der Welt) mit wenig oder gar falschen Informationen und vermeintlich "guten&gesunden" Reformen schön ruhig gehalten.

    Traurig, aber wahr.

  9. Nach oben    #9
    Avatar von T.K.
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    Der Unterschied besteht in den Agrarsubventionen, is ne Sache die niemand im Auge hat aber den niemand missen möchte, die EU erhebt von allen CO2 ausstoßenden Industrien ne Steuer mit der die Landwirtschaft subventioniert wird, daher wird ein Brot bei uns nie 67€ kosten^^

    Momentan ists im schnitt glaub so dass wir unsere Nahrungsmittel zu einem Viertel des Produktionspreises kaufen (wenns aus der EU ist), also bei nem Brot für 3€ die EU nochma 9€ drauflegt

    Ist im Moment das einzige funktionierende Umverteilungsinstrument, aber ich denke das wird einen Aufstand in Deutschland verhindern. Den Deutschen müsste man schon mit Tempo 80 auf den Autobahnen und ner Fleischsteuer drohen dass die mal alle auf die Straße gehn^^

  10. Nach oben    #10
    Avatar von Lupo
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    Das war ja auch nur metapherhaft gemeint.

    Jedenfalls ist es so, dass immer alles teurer wird. Jedes Jahr, zwischendurch, und so weiter.

    Als Selbstständiger kann ich Dir da einiges erzählen. Was ich einnehme und wie viel Monat mir am Ende des Geldes übrig bleibt, ist ne ganz andere Nummer. (versinnbildlicht)

    Ich habe an Umsatz die Summe X, nach Abzug von Miete, Betriebskosten wie Strom, Gas usw.,Material, Steuern, anderen Ausgaben, bleibt von der ursprünglichen Summe X vielleicht ein Viertel übrig. Mal mehr, mal weniger. Nicht dass ich davon nicht gut Leben könnte, aber warum muss ich soviel von meiner hart erwirtschafteten Kohle anderen Leuten in den werfen?

    Verstehst Du, was ich damit meine?

    Man muss immer die Relation sehen. Und die ist so: ein Großteil der Deutschen geht arbeiten und verdient weniger als, sagen wir, 1600€. Also Mann arbeitet Vollzeit, Frau am Vormittag (Teilzeit), zwei Kinder im KiGa. Also in etwa eine Durchschnittsfamilie.

    Einfache Rechnung:

    Einnahmen (ausgehend vom Idealfall, monatlich):

    1600 (Mann)
    400 (Frau)
    360 (2xKiGeld)

    = 2360 EUR

    Ausgaben (ausgehend vom Idealfall monatlich):

    Miete warm (4 Personen/4 Zimmer): 800
    Lebensmittel: 500
    Strom: 150
    KFZ (wenn bezahlt, inkl. Kraftstoff und Service im Durchschnitt) 250
    Sachen wie Anziehsachen für Kinder, Kindergarten+Essensgeld usw: 500
    Kommunikation wie Telefon+Internet (Festnetz, Frau+Mann je ein Handy): 120

    = 2320 also es bleiben 40 EUR übrig.

    Und wenn man jetzt mal in den Urlaub möchte oder das Kind ein neues Fahrrad will, wirds aber ganz schnell eng.

    Daher geht der Mann eben zusätzlich schwarzarbeiten und die Frau ein paar Mal die Woche putzen, damit man anständig leben kann.

    In meinem Bekanntenkreis (egal ob angestellt oder selbstständig) gibt es nur ganz wenige, die einen vernünftigen Lebensstandard haben ohne einen zweiten Job. Das ist Deutschland.

  11. Nach oben    #11
    Avatar von ArminOssi
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    Also klar die Parteien, welche ja durch das Volk legitimiert werden sollten und die Stütze der Demokratischen Republik sein sollten, spielen doch schon lange nicht mehr nach den Regeln oder für das Volk. Das Problem ist ja das man da nicht viel gegen tun kann. Natürlich könnte man in eine Partei eintreten oder eben eine eigene gründen, wofür man aber massig Startkapital bräuchte. Ich glaube das es bald eine Zeit geben wird wo die Menschen aufstehen werden und auf die Straße gehen und dem Staat zeigen was eine VOLKSDEMOKRATIE ist.

  12. Nach oben    #12
    Avatar von Lupo
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    Sehr richtig mein lieber Armin, dem kann ich mich nur anschließen.

  13. Nach oben    #13
    Avatar von T.K.
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    zum Teil hast du Recht, die Steuern & Abgaben sind wirklcih schon am Maximum, man nimmt den Leuten 50% des Bruttos weg (so ca je nach Klasse), mehr geht nichtmehr^^

    Aber andererseits muss man sehn wo das Geld hingeht, wir haben keine Diktatur die ihre Obersten mit 80% der Steuereinnahmen verwöhnt, unsere Politiker kriegen vllt 0,1% davon.
    Krankenversicherung, KFZ versicherung, Rentenversicherung, Mineralölsteuer, Sektsteuer etc. gehen direkt wieder an die Bürger. Ist ne reine Umverteilungssache. Das wirklich beschissene sind die Zinsen für Staatskredite die zu 80% ins Ausland gehen, die Wirtschaftssubventionen für Produkte die nicht in Deutschland hergestellt werden oder von Firmen die dann lieber ins Ausland investieren oder ihren Aktionären die Subventionen als Dividende in den Arsch schieben...

    Ohne die letzten beiden hätten wir ne 30% niedrigere Lohnsteuer, da ist das worüber man sich aufregen sollte, nicht über Krankenkassenbeiträge und ähnlcihes, denn ohne die würden die Leute zwar dann 2600€ verdienen aber müssten dann zb. ne Krebsbehandlung (die Millionen kostet) selbst Zahlen, in dem Fall hätte ich jetzt keinen Vater mehr, ist also ein Ordentliches Systhem, es hat Lücken aber an sich tut es was es soll^^

    Allgemein haben die Geringverdiener von den "Abgaben" am meisten und von den "Steuern" am wenigsten, denn bei praktisch allen Versicherungen zahlen die geringverdiener weitaus weniger als sie rausbekommen

  14. Nach oben    #14
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    Ich würde mich Deinen Ausführungen gerne anschließen, weil es zunächst einmal ja nicht unrichtig erscheint, was Du sagst. Allerdings muss man ja auch fragen, inwiefern unsere nationalen und europäischen politischen Institutionen überhaupt noch die wesentlichen Einflussfaktoren in Bezug auf das sind, was allgemein unter "Politik" gefasst wird.

    Es reicht ja, sich die Vermögensverteilung in Deutschland anzugucken - und die gehört im Vergleich der G20 noch zu den eher gemäßigteren Varianten. Die reichsten 10% besitzen mehr als 60% des Gesamtvermögens, Tendenz steigend. Allein zwischen 2002 und 2007 ist das Vermögen der reichsten 10% um mehr als 1,4 Billionen(!!) Euro gestiegen. Die untersten 10% sind im Durchschnitt mit etwa 28.000 Euro pro Person verschuldet. Am erschreckendsten Aber ist, dass 40% der Gesellschaft gerade einmal 1% des Vermögens auf sich vereinen können. Die Vermögen der Mittleren 50%, auf die immerhin also rund 39% des Vermögens entfallen, sind seit Jahren im Sinken begriffen.

    Die Zahlen stammen aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung vom Januar diesen Jahres. Und um es etwas transparenter zu machen: Zu den reichsten 10% gehört man, wenn man ein persönliches Vermögen von Pi mal Daumen 230.000 Euro besitzt. Bei einer Familie mit 2 Kindern wäre das also knapp eine Million Euro. Nur dass man sich das mal irgendwie vorstellen kann, wovon wir hier reden.

    Ergo: Wir haben eine Tendenz, bei der eigentlich nur die oberen 10% der Gesellschaft zu den Gewinnern gehört, für alle anderen geht es seit nunmehr etwa 20 Jahren stetig bergab.

    Kann man vor diesem Hintergrund wirklich hingehen und behaupten, dass die unteren Lohnschichten von der Umverteilung am meisten profitieren? Man muss sich nicht mir kritisch-dialektischer Theorie beschäftigt haben, um zu der Frage zu gelangen, inwiefern die staatlich organisierte Umverteilung nicht aus Sicht der obersten 10% eine ganz wichtige Funktion erfüllen: Sie bildet einen weitgehenden Garanten für innere Sicherheit. Prinzip "Brot und Spiele". Eh der Pöbel ausrastet, kann man besser etwas Geld zu seiner Ruhigstellung investieren. Das hat schon Marcus Tullius Cicero vor rund 2000 Jahren als einen den herausragendsten Mechanismen für die Stabilität des Römischen Reiches erkannt.

    Sicher, wir alle profitieren davon, dass doch zumindest die allermeisten Menschen in Deutschland zumindest ihren Arsch am Kacken halten können, ohne dafür anderen Menschen aufzulauern und ihnen einen Knüppel über den Kopf zu ziehen. Will ich auch nicht missen. Ich fände es persönlich sehr viel wünschenswerter, wenn dies mal wieder durch eigene Einkommen möglich wäre und nur noch in Ausnahmefällen die staatlich organisierte Umverteilung greifen müsste. Das Geld ist offenkundig vorhanden, zirkuliert aber eben nicht. Und das alles unter dem Kredo steten Wirtschaftswachstums im Zeichen neoliberaler Weltanschauung - und genau da liegt der Hund begraben.

    Aber im Grunde liegt das eigentliche Problem ja noch tiefer: Theodor W. Adorno und Max Horkheimer - als Vertreter der kritischen Theorie - haben schon vor über 50 Jahren die Feststellung getroffen, dass die Gesellschaften der Moderne in ihrer Entwicklung zwangsläufig totalitär werden. Wenn man ihre Argumente einmal auf das Leben in den heutigen Industrieländern übertragt, muss man zu dem Ergebnis kommen, dass wir alle in totalitären Gesellschaften leben. Totalitär insofern, als dass alles mit allem und jeder mit jedem verwoben ist. Leo Löwenthal hat dazu einmal bemerkt, dass die Vernetzung der modernen Gesellschaft Komplexität hervorbringe, dieser Komplexität in der Eigenlogik der Gesellschaftsform jedoch fortlaufend mit mehr Vernetzung begegnet werde.

    Diese Vernetzung betrifft mehr oder minder alle Bereiche und alle Institutionen der Gesellschaft, alle Bereiche des Lebens und damit letztlich das Individuum selbst. Das Individuum geht auf in der Gesellschaft, weil seine eigene Existenz untrennbar mit der Gesellschaft verwoben ist und ein Leben außerhalb des Gesellschaftsentwurfs unmöglich erscheint. Und weil eine Alternative zu einem Leben innerhalb der Gesellschaft nicht möglich erscheint, müssen die Konsequenzen, die der Gesellschaftsentwurf für das Individuum bedeuten, aus Sicht des Individuums - völlig unabhängig von persönlichen Überzeugungen und moralischen Wertvorstellungen des Einzelnen - bedingungslos akzeptiert werden. Maggy Thatchers berühmter Satz, "There is no alternative", ist damit längst zur gefestigten Wahrnehmung der überwältigenden Mehrheit der Individuen unserer Gesellschaft geworden.

    Die Komplexität der Gesellschaft hat aber auch zur Folge, dass sich eigentlich alles ändern muss, damit sich überhaupt etwas ändert. Im Umkehrschluss: Um überhaupt nachhaltig etwas zu verändern, muss die Gesamtheit der Gesellschaft geändert werden. Mehr als diese Feinjustierungen - Mindestlöhne, stärkere Umweltauflagen, Sozialrenten - scheint heute ja selbst aus Sicht von Parteien des linken politischen Spektrums nicht möglich zu sein. Der grundlegende Aufbau unserer Gesellschaft, also das neoliberale Dogma steten wirtschaftlichen Wachstums (als einzigem Garanten für den materiellen Wohlstand und damit für Sinn und Wohlbehagen des Individuums) scheint unumstößlich. Wie weit diese Denke reicht, zeigt das Beispiel Francis Fukuyamas, eines sehr bedeutenden Politikwissenschaftlers, der in den 1990er Jahren weltweit hitzige Diskussionen entfachte, als er verkündete, nun, nach dem Ende des Kalten Krieges, sei das Ende der Geschichte gekommen: Der Kapitalismus habe sich als einzig praktikable Form des Wirtschaftens und der Gesellschaft bis ans Ende aller Zeiten etabliert.

    Ich denke, auch diese Aussage deckt sich inhaltlich mit der Wahrnehmung eines überragenden Großteils der Gesellschaft. Wer heute kritisch fragt, ob unsere Gesellschaft nicht in sehr vielen Bereichen völlig aus dem Ruder gelaufen sei und es gar notwendig sein könnte, den gesellschaftlichen Entwurf grundsätzlich zu überdenken, wird schnell als linker Träumer abgetan, der den Bezug zur Realität verloren hat. Auch hier greift also die Totalität der Gesellschaft: Wer eine Alternative zum Bestehenden für realistisch möglich hält, wird diskreditiert.

    Aber es gibt nun einmal kein richtiges Leben im falschen.

  15. Nach oben    #15
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    Ich kann dir da Zustimmen, bis auf einen Punkt: Es wird nie mehr Vollbeschäftigung geben!

    Durch Rationalisierung und vorallem Automatisierung wird immer mehr von Maschienen übernommen, immer mehr Arbeit fällt weg und dieser Prozess wird nicht enden!

    Selbst Bismark hat das schon erkannt und die staatliche Rente eingeführt um einer Massenarbeitslosigkeit vorzubeugen, die das Land sicher schwer destabilisiert hätte.

    Die Thematik ist zwar nicht neu, aber ihr Ausmaß, Deutschland produziert riesige Überschüsse für den Export und erreicht dennoch lang keine Vollbeschäftigung. Dazu dann noch die Demographische Entwicklung die eigentlich eher zu Arbeitskräfte Mangel führen sollte...

    Da wird unsere Gesellschaft um eine Radikale wende nciht herumkommen, denn wie will man seinen Sozialen Stand noch mit dem Job definieren, wenn erstmal das halbe Land durch Maschienen ersetzt wurde?

  16. Nach oben    #16
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    Du beziehst Dich sicher auf meine Aussage, nach der ich mir wünschen würde, die Leute würden von ihrem Lohn statt von Sozialabgaben leben können, oder?

    Eigentlich geht es mir aber darum, die Gesamtheit unserer Gesellschaftsform in Frage zu stellen oder viel mehr in den Raum zu stellen, dass es heute fast unmöglich erscheint, sich eine andere Gesellschaft als eine auf neoliberalen Vorstellungen gegründete Marktwirtschaft vorzustellen bzw. über solche alternativen Modelle ernsthaft nachzudenken. Das genau ist es ja, was ich z.B. mit Fukuyama rüber bringen möchte.

  17. Nach oben    #17
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    Ja das Problem dabei ist nunmal dass nach dem Scheitern der letzten Experimente in dieser Richtung jeder der an den Grundfesten des Neolibrealismus zu Zweifeln wagt direkt mit Rechten oder Linken Radikalen in Verbindung gebracht wird, weil die Leider immer am lautesten Schreien...

    Momentan fehlen wirklich Soziale "Experimente". Die einzigen die mir da einfallen sind Nordkorea (es lebe die Gleichheit...), die Golfstaaten(Abstammung zählt mehr als Arbeitskraft), Bhutan (Zumindest Philosophisch ein Sonderfall, wies mit der Umsetzung aussieht hab ich keine Ahnung) und ein paar Zerfallende Afrikanische Staaten die sich in Anarchie üben. Vielleicht auchnoch der Iran als Gottestaat, aber auch dort steht Wohlstand noch über Gottgefälligkeit.

    Es gäbe sicher einige Spannende Konzepte noch zu Testen, die durchaus Potenzial hätten, aber was meinst du eigentlich was für Alternativen man mehr Gehör schenken sollte?

  18. Nach oben    #18
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    Entschuldige, ich habe gar nicht registriert, dass Du hier noch mal geantwortet hattest.

    Ich kann keine vernünftige Alternative bieten, dazu fehlen mir an der Stelle wohl Kreativität und Sachverstand. Aktuell existierende "Projekte" hast Du ja bereits aufgezählt und wir sind uns vermutlich einig, dass die keine Alternativen darstellen. Zu den konzeptionellen Grundsätzen, nach denen man eine Gesellschaft theoretisch gestalten kann, ist ja seit dem 17.-18. Jahrhundert im Grunde nichts mehr hinzu gekommen und spätestens seit Fukuyama hab ich den Eindruck, dass selbst diese konzeptionellen Grundsätze, mit Ausnahme der marktökonomischen Gesellschaft auch nicht mehr richtig beachtet werden.

    Mir geht daher vor allen Dingen darum, dass zunächst einmal wieder eine Sensibilität und ein Bewusstsein für unsere Gesellschaft entsteht. Dafür, worauf sie aufbaut und dafür, dass sie kein Naturgesetz ist. Denn nur wenn dieses Bewusstsein mal wieder breit verankert ist, werden auch wieder mehr kreative Köpfe sich mit der Frage beschäftigen, wie es denn vielleicht auch anders gehen könnte. Seit dem 17. Jahrhundert und selbst seit den letzten großen Theoretikern im frühen 20. Jahrhundert ist viel geschehen. Gesellschaft gestaltet sich heute eben deutlich anders als noch vor 100 Jahren. Warum sollten vor diesem Hintergrund, insbesondere aber auch in Anbetracht unserer technologischen Entwicklung, nicht andere Ansätze denkbar sein, die vorher gar nicht möglich gewesen wären?

  19. Nach oben    #19
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    Also ich persönlich kenne mich mit Politik nicht sehr gut aus, allerdings bin ich der Meinung das ein Problem sein könnte: "Menschen haben Angst vor neuem".
    Wieso das alt bekannte wegwerfen, wenn man doch so wie es bereits ist "fast problemlos" leben kann, man muss sich nicht umstellen oder neues Lernen, alles bleibt eben wie es ist.

    Mir persönlich kommt das komisch vor, ich freu mich über "Neues / Fremdes", aber viele kommen damit eben nicht wirklich gut zur recht. Grad wenn es um die komplette Gesellschaft und Politik bzw. Wirtschaft geht, das ist dann wohl einfach zu groß zu viel für die meisten.

    Ich würd mich über eine Veränderung freuen. Grad was die Gesellschaft angeht. Ein bisschen mehr zusammen halt. Es nervt mich immernoch das Menschen blöd angegafft werden, wenn diese etwas "anders" aussehen oder grad Dinge machen, die eben nicht so normal sind.

  20. Nach oben    #20
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    Es ist zumindest richtig zu sagen, dass große Teile der Gesellschaft sich schwer damit tun, Veränderungen bzw. Einschnitte mitzutragen.

  21. Nach oben    #21
    Avatar von T.K.
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    Beachtung schenkt man dem thema wohl nicht, da die mehrheit der Menschen nunmal mit dem System an sich zufrieden ist, es giebt keine Massenarmut, keine Klassengesellschaft (zumindest vordergründig) und äußere Bedrohungen halten sich in Grenzen.

    Menschen suchen nunmal erst nach Lösungen wenn es ein Problem giebt, zumindest der Durchschnitt. Und da liegt vielleicht auch ein Knackpunkt, in unserer Gesellschaft wird fast alles toleriert, niemand völlig ausgegrenzt und in die Isolation getrieben. Somit giebt es niemanden der das System von außen sieht, den nichts hält an einem System an dem er nie teil hatte.

    Ist ein Punkt der mir immer wieder auffällt wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, die wirklich neuen Ansätze kommen meist von denen die außerhalb der Gesellschaft stehen und die so einen unverfälschteren Bilck darauf haben. Daraus resultiert dann meist Kritik, die erst den Anstoß zur Suche nach alternativen giebt.

    Im Grunde ist das genau was du sagst: Es fehlt ein Bewusstsein dafür dass die Gesellschaft kein Naturgesetz ist.

    Nicht umsonst wurde ausgerechnet in Syrien, Afghanistan und Somalia, den Staaten deren Staatliche Struckturen fast völlig zerstört sind, wo aufbau und Zerfall von Gesellschaft und Staat tägliche Realität sind, die Idee der Theokratie wiederbelebt. Mit ein wenig (viel) Glück wird aus dieser Not ja vielleicht noch eine Idee geboren die die Menschheit weiter bringen kann^^

    Ansonsten wird da meiner Meinung nach bei uns erst ein Umdenken einsetzen wenn unser System zu wanken beginnt, ob aus Wirtschaftlichen oder Sozialen Gründen, es kommt ja genug von beidem auf uns zu in den nächsten Jahren...


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