Ich habe ein normales Abitur gemacht und anschließend Virtuelle Realitäten mit Schwerpunkt Gamedevelopment studiert. Bin kürzlich fertig geworden und habe jetzt meinen Bachelor of Science, nur leider siehts bei mir in der Gegend erstmal schlecht mit entsprechenden Jobs aus.
Diese "nur Gymnasium ist gut"-Mentalität hatte ich zugegebenermaßen auch mal, aber inzwischen sehe ich das anders. Im Studium habe ich auch jemanden kennengelernt, der einen Realschulabschluss hatte, dann erstmal irgendwas gemacht hat und später ein Fachabi drangehängt hat um zu studieren.
Ich hab mein Studium gleich an mein Abi drangehängt, was im Nachhinein betrachtet nicht die beste Entscheidung gewesen ist. Ich habe damals gedacht, dass alles Schlag auf Schlag gehen muss, weil ich sonst zu viel Zeit verschwende und an Wert für den Arbeitsmarkt verliere (, ich weiß, dass das dumm klingt, aber damals war das eben noch so). Das Problem daran war, dass ich mir nicht ausreichend Gedanken darüber gemacht hatte, was ich eigentlich mal machen wollte und so direkt nach dem Abi nicht viel Zeit hatte mir noch etwas zu überlegen. Da ich in der Schule auch immer andere Probleme hatte und man uns dort auch nicht wirklich Zukunftsperspektiven gezeigt hat, war ich letztlich ziemlich überfordert, bei dem Gedanken was ich machen sollte. Dazu kam, dass ich das Gefühl hatte, familiär bedingt, unter hohem Erwartungsdruck zu stehen, weshalb ich quasi studieren musste und eine Ausbildung nicht in Frage kam. Auch ein absolut unbegründeter Anspruch, wie ich heute finde.
Die Entscheidung für das VR-Studium kam dann letztlich daher, dass ich mich sowieso schon lange mit Spielen beschäftigte, und auch schon seit Ewigkeiten selbst welche entwickeln wollte. Damals war ich mir allerdings unsicher, ob ich das wirklich machen sollte, weil es ja doch schon sehr speziell ist und ich mir dachte, das es jobtechnisch doch eher mau aussah. Abgesehen davon war ich in Mathe eine Niete und Physik hatte ich auch so bald wie möglich abgewählt, ich fürchtete also ein Studium mit Informatikschwerpunkt nicht schaffen zu können. Mein Vater und mein Chef meinten aber, dass das schon alles klappen würde und ich ließ mich dann letztlich drauf ein, weil ich wie bereits erwähnt unter Zeitdruck stand und keine bessere Idee hatte.
Eine der schlechtesten Entscheidungen meines Lebens, denn auch wenn ich das Studium gut überstanden habe und auch einiges über meine Leidenschaft gelernt habe, bin ich jetzt an dem Punkt, an dem ich es mit diesem Studium schwer habe einen Job zu finden. Da ich leider aktuell gewissen persönlichen Limitierungen unterliege, kann ich auch schlecht umziehen, weshalb ich gezwungen bin andere Jobs, die möglichst ähnliche Anforderungen haben zu suchen. Diese sind zwar teilweise vorhanden, aber leider habe ich den Eindruck, dass die Personaler durch meine Studienbeschreibung abgeschreckt werden.
Für mich ist diese ganze "follow your dream"-Geschichte inzwischen irgendwie erledigt, wobei ich fairerweise dazu sagen muss, dass bei mir neben dem Studium noch viel schiefgelaufen ist. Naja, ich will hier aber niemanden den eigenen Traum miesmachen, wenn jemand einen Traum hat, dann sollte er/sie nach wie vor dafür einstehen, diesen umzusetzen.
Im Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht besser gewesen erstmal ein freiwilliges soziales Jahr zu machen, allein um ein paar neue Eindrücke zu bekommen und Zeit zu haben sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Anschließend vielleicht ein normales Informatikstudium oder eine entsprechende Ausbildung, bei dem/der man nebenher die VR-Geschichte für sich selbst macht (Semesterferien bieten sich dafür ja nahezu an, wie ich mir sagen habe lassen, schließlich gab es die bei mir leider nicht
).
Was ich letztlich sagen will, lass dir Zeit mit deinen Entscheidungen, schnupper in verschiedene Dinge, die dich interessieren rein und entscheide dich dann. Es kann auch immer wieder erfrischend sein über den Tellerrand hinaus zu blicken und ganz neue Dinge auszuprobieren.
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