Klassenfeste sind doch was tolles. Man unterhält sich mit seinen Klassenkameraden, kommt Leuten näher, die man vorher kaum kannte oder erfährt Dinge über sie, die hochinteressant sind.
Oder in meinem Falle- man sitzt in der Gegend rum, haut sich Kuchen hinter die Kiemen und belauscht nebenbei andere Menschen bei ihren Gesprächen.
Und hört dabei sehr interessante Dinge.
"Natürlich bringe ich Lukas zum Tanzen, immerhin ist das um 7 Uhr abends und es ist schon dunkel!"
Von der Mutter eines 10- Jährigen- okay.
Aber der genannte Lukas ist 16 Jahre alt, groß und muskulös und doch kein Kind mehr!
Es gibt Busse, die Bahn und ansonsten ist doch in der Stadt im 7 Uhr noch lange nicht tote Hose!
Und ähnliche Sätze oder Bestätigungen kamen dann auch von den meisten anderen Müttern meiner Klassenkameraden, was für mich der Anlass war, sich mal ernsthaft Gedanken über Selbstständigkeit zu machen.
Das ich als 14-Jährige komisch angeguckt werde, wenn ich sage dass ich regelmäßig alleine nach Frankfurt fahre, mich auch mal eine Woche alleine versorgen kann, wenn ich nicht mit zu meinen Großeltern will, meine Querflöte auseinandernehmen, putzen und wieder zusammensetzen oder ein Klavier stimmen kann- okay, eine Sache.
Ist für einen 14-Jährigen NICHT normal.
Aber ist es denn wirklich so besonders, dass ich mich eher aufs Fahrrad schwinge, wenn das Wetter gut ist, als mich irgendwohin fahren zu lassen oder morgens den Bus nehme, anstatt zu gefahren zu werden?
Sollte das nicht eigentlich selbstverständlich sein?
Aber nein, auch im jugendlichen Alter werden meine Klassen- und Schulkameraden noch von Ballett zur Englischnachhilfe kutschiert und alleine im Dunkeln nachhause fahren- Gott bewahre, dass kann man seinem Kind doch nicht antun!
Und wenn ich dann sehe, das wohlgemerkt 11 Jahre alte Gymnasiasten auf einer Chor-Freizeit nicht mal alleine ihr Bett beziehen können- zuhause macht das ja immer Mama- kann ich ehrlich gesagt nur den Kopf schütteln.
Sollte man seinem Kind nicht ein gewisses Maß an Selbständigkeit beibringen?
Man muss es ja nicht übertreiben, Überforderungen sind auch nicht gut, aber das ein 5- Klässer gelernt hat, sich alleine die Schuhe zu binden und den Weg zur Schule und zurück kennt und ihn alleine gehen kann, ist nun wirklich keine Kunst.
Selbstständigkeit ist doch wichtig im Leben- später werde ich und auch die meisten anderen Menschen ja alleine oder mit Gleichaltrigen zusammenwohnen und da sollte es schon möglich sein auch ohne Mami und Papi zu überleben, ergo zu wissen wie man eine Waschmaschine bedient, ein Bett bezieht oder U-Bahn fährt.
Und dennoch kämpfen die meisten Eltern mit allen Mitteln dagegen an, dass ihr Kind solche Dinge lernt!
Also woran liegt es?
Vielleicht an der heutigen Mentalität der Gesellschaft, dass man doch eh alles von anderen machen lassen kann.
Dann wird die Querflöte halt eher zum Musikgeschäft gebracht als selbst geputzt, eher zum Waschsalon gegangen, als selber zu waschen und so weiter.
Also müssen die Kinder das doch gar nicht können und überhaupt, dass kann man doch auch später noch lernen. Jetzt muss erstmal die Schule im Vordergrund stehen, Mathenachhilfe ist doch viel wichtiger als selbst Staubsaugen!
Kochen lernen? Also wir schicken Philippa- Arietta lieber zum Haushaltskurs in den Sommerferien, danach kann sie das schon.
Nein, kann sie nicht. Denn Kochen wird nur durch Wiederholen gelernt und soetwas ist in einem 2- Wochen Kurs nunmal nicht möglich.
Die meisten Eltern wollen ja natürlich nur das Beste für ihr Kind und möglichst viel Erfolg im Leben, wodurch dann solche Dinge wie Frühförderung und ähnliches entstehen.
Wenns in Mathe mal nicht so gut läuft, dann wird ein Nachhilfelehrer gesucht- an sich ist das ja nichts schlechtes, aber viele Eltern kapieren wohl einfach nicht, dass zu Erfolg im Leben auch ein gewisses Grundmaß an Selbständigkeit benötigt wird.
Die schulischen Noten können noch so gut sein, wenn ein Mensch nicht gelernt hat, alleine klar zu kommen, wird er trotzdem nicht gut durchs Leben kommen.
Und natürlich ist es auch anstrengender jemandem etwas beizubringen, bei dem es nicht nur um Vokabeln und binomische Formeln geht- und das ist vielen Eltern dann auch zu antrengend und wird immer wieder verschoben.
Ich erwarte von niemanden, dass er eine Querflöte auseinanderbauen kann- das gehört zu meinem Hobby, kein normaler Mensch muss das können (von anderen Querflötisten erwarte ich das- außer sie sind handwerklich wirklich völlig unbegabt) oder ein Klavier stimmen kann, genauso wie keiner von mir großes Geschick im Umgang mit Klettergurten und ähnlichem erwarten sollte. Aber von einem Jugendlichen ist zu erwarten, dass er U-Bahn fahren kann.
Würde mich freuen, mal eure Meinung dazu zu hören, freu mich auf die Diskussion ^.^.
LG Shizo-chan
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