Zitat von
Sgt.Slickbooty
Hey Päng, im Grunde kann ich mich dem, was Du schreibst, nur anschließen, aber an diesem Zitat habe ich kurz gehadert. Du hattest ja nötigenfalls um Korrekturen gebeten:
Die wenigsten Banken sind "staatliche Unternehmen" und eigentlich gibt es auch nur noch zwei wirklich bekannte Staatsunternehmen in Deutschland: Die Deutsche Bahn, die sich aber im Grunde als AG finanziert, und die Bundesdruckerei. Ansonsten gibt es noch ein paar mit staatlicher Beteiligung (Post, Flughafen München, Telekom,...), die aber eben keine Staatsunternehmen sind.
Im Übrigen ist es aus meiner Sicht völlig ok, wenn ein Topmanager das 20fache eines Büroangestellten erhält. Das ist aber nicht die Situation. Wir reden in der Wirtschaft aber von etwas anderen Größenordnungen. VW-Chef Winterkorn hat 2011 16,6 Millionen allein an Gehalt bekommen. Zulagen und "Drittmittel" nicht eingerechnet. Wenn Du Dir jetzt die Finger reibst, weil Der Rechnung nach der durchschnittliche Büroangestellte 840.000 Euro Jahresgehalt bekommt, muss ich Dich enttäuschen. Wenn man das deutsche Durchschnittsgehalt von 2.500 Euro / Monat = 30.000 Euro im Jahr zugrunde legt, reden wir vom 530fachen eines durchschnittlichen Angestellten. Oder anders formuliert: Wenn Winterkorn satte 80 Stunden in der Woche arbeitet und wir von 53 KW im Jahr ausgehen, verdient Martin Winterkorn 3950 Euro. Pro Stunde.
Also mit anderen Worten: Wenn Winterkorn sich bereit erklären würde, in der Stunde nur 1 deutsches Durchschnittsmonatsgehalt statt eben 1,56 Durchschnittsmonatsgehältern zu verdienen (oder würde man ihn dazu steuerpolitsch zwingen), so würde er alleine, ebenfalls bei 80 Wochenstunden, jedes Jahr 6,15 Millionen Euro "generieren", die man anderweitig verwenden könnte. Damit entspricht dann also etwa 600 Hartz-IV Eckregelsätzen im Zeitraum von einem Jahr. Inklusive Wohngeld, versteht sich.
Im Durchschnitt verdienen Deutsche Topmanager über 5,4 Millionen Euro im Jahr - die Rechnung, was die pro Stunde kriegen und was da mit Umverteilung abzugreifen wäre, kann ja jetzt jeder selber machen.
Das Problem in unserer Gesellschaft ist, dass nur sehr wenige Menschen begreifen, wie Geldmärkte funktionieren und welchen Einfluss das auf Umverteilung bzw. deren Ausbleiben hat. Ich habe an anderer Stelle bereits aufgegriffen, dass nach dem Wohlstandsbericht der Bundesregierung die reichsten 10% der Deutschen im Untersuchungszeitraum 2004-2013 ihren Wohlstand um 1,8 Billionen Euro (Privatvermögen, insgesamt besitzen die oberen 10% 4,8 Billionen Euro!) vermehren konnten.
Das entspricht dem 3600-fachen von dem, was Deutschland zur Ebola-Hilfe aufwenden will. Wir könnten damit aber auch 15 Millionen Arbeitslose damit ein Jahr lang mit monatlich 1.000 Euro unterstützen. Oder eben 1,5 Millionen 10 Jahre lang.
Und da kackt eine Gesellschaft ab, weil sie nicht weiß, wie sie 20.000 Flüchtlingen eine Perspektive bieten soll?
Das ist dann der Grund der Empörung? Der Grund der Empörung sollte sein, dass genug Geld da ist, sich dieser menschlichen und sozialen Tragödie sofort und umfassend anzunehmen (und noch viel mehr), aber sich dieses Geld leider der Verfügungsgewalt der Gesellschaft entzieht.
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